Ich saß auf einem Stein und schaute auf das dicht an dicht mit Eisschollen belegte Meer hinaus. Durchsetzt war das Packeis mit Eisbergen: einer ganz in der Nähe, ein nur wenige Meter hohes, aber mehrere hundert Quadratmeter umfassendes Plateau von matt türkisfarben erscheinendem Eis, das unendlich langsam, aber doch wahrnehmbar nach Süden trieb. Weiter weg aber war das Eismeer, über dem ein niedriger, in der frühen Nachmittagssonne glitzernder und funkelnder Kristallnebel zu stehen schien, von gewaltigen, an Alpenberge erinnernden Kolossen durchwoben, deren Steilwände in nachtblauen Schatten lagen, und in den porzellanweiß leuchtenden Himmel über dem Horizont zeichneten sich in graublauen Fernfarben bald Kathedralen von monströser Filigranität, bald die Skyline von Manhattan ab; Pagoden, Kühltürme, Pyramiden waren da auf einmal über die Meereslinie gehaucht, um sich im nächsten Moment, durch eine winzige, dem Auge gar nicht nachvollziehbare Veränderung der Linienführung in Moscheen, Raumbasen oder Bohrinseln zu verwandeln: als ob all die Umrisse und Formationen, die zu erinnern und hervorzurufen im Menschen angelegt ist, hier im Spiel von Licht und Eis immer schon tausendfach ausgesponnen und für Momente in Szene gesetzt worden seien.
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